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30.07.2018

 

D E R  T A N Z   D E S  L E B E N S                                               

 

 

sehe die menschen und spüre ihr menschsein auf allen ebenen. ziehe dich nicht zurück in dein schneckenhaus, sondern öffne dich für alle schönen empfindungen und freundlichkeiten. lass deine seele tanzen und schweben und gib ihr labsal aus dem topf allen gutens. dann kannst du freudig selber geben und wirst beglückt von allen menschlichen regungen.

 

hinter jedem leben eine unendliche welt, geformt von unterschiedlichsten kräften. am anfang ganz unbewusst, bis zum erreichen, erwachen und knospen des eigenen bewusstseins. du beginnst dich zu entfalten und schöpfst aus dem erfahrungsschatz, der sich dir geöffnet hat. bediene dich und lerne. du wirst nie auslernen, denn es gibt kein stehen bleiben. du bist immer auf dem weg. jeder widerstand blockiert deine eigene entwicklung. das ist nicht immer leicht. manchmal möchtest du dich einfach fest verankern: hier bin ich, hier bleibe ich, hier richte ich mich ein---------bist du merkst, es geht nicht. irgendwoher ein schubser, und du weißt, es geht weiter.

 

mach dich mutig auf den weg. das wird dir alle dinge erschließen, die dich innerlich reich und froh machen. nimm von allen früchten, die am wegesrand wachsen und genieße den wunderbaren duft der immer neuen blumen, die du entdeckst. deine welt wird immer farbiger, alle sinneseindrücke verstärken sich, und der dich umgebende raum weitet sich mehr und mehr aus. du erkennst die welt nicht mehr als einbahnstraße, der du nicht entrinnen kannst, sondern als universum mit unendlich vielen möglichkeiten.

 

und du spürst, es gibt viele welten in dieser einen welt. ein universum an fülle. eine unendlich reiche und kostbare fülle, von der du dich durchdringen lassen kannst. gib und nimm und behüte dein einmaliges, göttlich erschaffenes wesen. dann werden die mächte des guten dich beschützen, und du erfüllst deinen sinn immer wieder neu und mit voller hingabe.

 

jetzt kannst du deinen glauben nicht mehr verlieren. halte ihn fest. er ist der kern deines seins, aus dem alles wächst, blüht und gedeiht. alles neue vermehrt sich in deiner lebensfülle. und verbinde dich mit allen, die sich dir öffnen und guten willens sind. sie werden dich reicher und blühender machen und dein licht wird heller erstrahlen.

 

und du wirst das falsche glitzern des unheiligen scheins erkennen und seinen verführungskünsten widerstehen und nicht erliegen. denn dahinter findest du nur den tod und dessen erbarmungslose kälte, die deine seele erfrieren lässt. wirf einen blick hinein, aber schließe die tür wieder.

 

bleibe dem leben treu, auch wenn du manchmal nicht weiter weißt. wann immer es geht, lass deine seele baumeln, und befreie deinen geist von den zwängen des alltags---------und schweife hinaus über die grünen hügel in den unendlich blauen himmel...

 

                                                                                                                  *

 

 

15.07.2018

 

LEBEN IM ZUG, WIE EH UND JE

Fahlgrauer Morgen. Ich trabe gemächlich dem Bahnhof zu, wie ich es bereits vor 35 Jahren getan hatte. Die Dunkelheit löst langsam ihre Schatten von den Häusern und Straßen. Am Horizont erglimmt der erste Silberstreif des Morgens und verspricht einen strahlenden Tag.

Ich beginne wieder einzutauchen in mein Leben als Fahrschüler. Aus allen Richtungen strömen sie noch müden Schrittes,allein oder grüppchenweise, dem Bahnhof zu. Vor mir meine eigenen Kinder,die hingegeben und voller Lust, durch Schneehaufenreste am Straßenrast stapfen. Der Ernst des Schultages ist noch weit weg.

Langsam füllt sich der Bahnsteig. Das altehrwürdige, schieferbekleidete Bahnhofsgebäude steht öd und grau. Kein Licht im alten Fahrkartenschalter, kein geschäftiges Treiben der Schaffner, wie zu meinen Schülerzeiten. Die Gleise für den Güterverkehr existieren nicht mehr. Der Bahnanschluß einer angrenzenden Firma ist nur noch an der Abfertigungsrampe erkenntlich. Die Parkplätze haben sich inzwischen an den Bahnhof herangefressen. Auf einer ehedem beschaulichen Schrebergartenwelt parkt jetzt eine über die Jahre ständig angeschwollene Blechlawine. Kein bepackter Güterwagen mehr, keine schnaubende Dampflokomotive, die mit viel Getöse geschäftig hin und her rangiert, die Luft nicht mehr angefüllt mit brodelndem Wasserdampf und Kohlengeruch. Kein Schaffner mehr, der zum Zurücktreten von der Bahnsteigkante auffordert und mit einem Handgestänge die Weichen umstellt. Nur noch der Prellbock, der schon seit 100 Jahren das Ende der Schienenwelt bedeutet.Ein schmuckloser, glasüberdachter Unterstand genügt jetzt allen Funktionen unseres Bahnhofs.

Von Schweighof her erfüllt ein Pfeifen die Luft und die Gleise beginnen zu Singen. Der Zug fährt ein: 3 Silberlinge, schon recht betagt, und eine ebensolche Diesellok

Alle wollen möglichst als erste die Waggons besteigen. Dichtgedrängt an der Bahnsteigkante stehend, werden, kaum das der Zug zum Stillstand gekommen ist, die Türen aufgerissen und die Abteile gestürmt, um einen der begehrten Fensterplätze zu ergattern. Man sitzt nicht wahllos zusammen, sondern in seiner Clique, bei seinen Freunden, oder auch für sich allein. Es ist eine soziale Struktur, die sich hier im Zug entwickelt und bestimmten Regeln folgt.

Und das war wohl schon immer so.

Die gute halbstündige Zugfahrt ist angefüllt mit den verschiedensten Tätigkeiten. Hier wird der Rest der Hausaufgaben noch schnell erledigt, dort gibt man sich der Lust des Kartenspielens hin. Es wird gelacht und getratscht und so mancher Lehrer durch den Kakao gezogen. Ach ja, mündlich muss ich doch auch noch was tun. Geschichte, da könnte ich heute drankommen ! Und überhaupt, Mathe habe ich mal wieder gar nicht kapiert. Erklär`s mir doch bitte mal schnell !

Es ist nicht anders als zu meinen Schülerzeiten. Frieden und Streit liegen dicht beieinander. Und auch die erste Liebelei treibt hier im Zug ihre zarten Blüten. Ab und an fliegt schon mal ein Schulranzen durch die Gänge, oder sogar ein Vorhang aus dem Fenster.

Wieder mal die Fahrkarte vergessen - kein Problem ! Die Technik des Durchschmuggelns ist allen geläufig. Es herrscht Leben im Zug, wie eh und je.

Nur das Umfeld hat sich ganz und gar gewandelt. Zu Beginn meiner Schülerzeit ratterten noch Wagen mit offener Plattform über die Gleise. Auf schwankenden Eisenplatten gelangte man von Abteil zu Abteil. Abgewetzte holzbeplankte Sitzbänke verhinderten jeden Sitzkomfort. Die Fensterscheiben wurden mit einem kräftigen Lederriemen heruntergelassen. Eine urtümliche Tenderlok dampfte keuchend und zischend voran und rumpelte rhythmisch über die damals noch verschraubten Gleisstöße.

In Meeder kreuzte sich der Gegenzug, einer der berühmten roten Schienenbusse, die uns Schülern nur bei einer freien ersten Schulstunde vergönnt waren.Spätestens hier werden die letzten Sitzplätze vergeben. In Schweighof, Groß- und Kleinwalbur wurden fast alle gefüllt und von nun an begann das große Stehen. Keine Chance mehr für Wiesenfelder und Beiersdorfer, die wir, nicht ganz ohne Schadenfreude, dafür bedauerten. In Neuses stiegen die ersten aus: einige wenige Arbeiter, Angestellte und Lehrlinge, die wie ich in späteren Jahren nach 7.30 Uhr anfangen mussten.

Letzter Halt vor Coburg. Bücher und Hefte werden zusammengepackt, die Karten verstaut, Liebesbotschaften zum Überbringen vorbereitet und schnell noch einmal der Nachbar geärgert. Die kommenden Schulstunden nehmen reale Gestalt an. Packen wir`s an, wenn auch manchmal mit Bangen !

In Coburg ergießt sich ein fröhlich drängender Haufen auf den Bahnsteig, die Treppe hinab und durch die Unterführung zur Bahnhofshalle. Eine letzte Atempause vor dem vernunftgeschwängertem Schulalltag, noch schnell versüßt mit Köstlichkeiten vom Bahnhofskiosk.Damals vor 35 Jahren gab es noch 2 Sperren, die jeden Morgen einen riesigen Stau verursachten. Ernsthaft dreinschauende Schaffner kontrollierten dienstbeflissen zum zweiten Mal die Monatskarten. Schüler ohne Fahrscheine wurden jedoch nie gefunden!

Vieles hat sich seit meinen Schülerzeiten verändert. In Schweighof, Kleinwalbur und Beiersdorf schleicht sich unser Bähnle nur noch beschämt vorbei. Doch das Windrad in Birkenmoor dreht sich noch immer. Und unsere Fahrschüler treiben den selben Schabernack wie vor 30 Jahren. Eines aber wünschen sich alle: einen modernen Zug, gemütlicher und  schöner und natürlich auch ein bischen schneller. Vielleicht dämmern ja wieder bessere Zeiten für unsere Bahn heran. Das wäre wunderbar!

                                                                                                                  

                                                                                                                        *

 

30.06.2018

 

Die Wonnen des Landlebens, oder wie eine Wohngemeinschaft das Leben entdeckt

Undurchdringlich die saftgrüne Laubglocke des mächtigen Buchenbestandes. Der Wald beginnt sich zu lichten. Ein Sonnenstrahl durchbricht die geschlossene Decke des Blattwerkes und fängt sich im Rückspiegel meines Renaults R6. Ja, da liegt er, mein Traum. Hingesponnen seit Jahren und nun greifbar nahe. In meiner Seele breitet sich ein wohliges Gefühl aus, als ich das stattliche Gutshaus in mich aufnehme. Es ist schön. Eingebettet in einen gewachsenen Bestand aus verwilderten Laubbäumen und Obstwiesen  dämmern die brachliegenden Gutsgebäude vor sich hin.

Der R6 tuckert langsam die letzten Kurven hinan zur Anhöhe, auf der sich der Hof befindet. Innerlich nehme ich ihn bereits in Besitz. Ein schönes Anwesen mit Charakter, den ich in so vielen modernen Gebäuden schmerzlich vermisse. Für mich soll es der Beginn eines neuen Lebens sein. Mit jedem Meter des Näherkommens scheine ich mein altes, enges Leben abzustreifen und ich fühle neue Energien in mir hochsteigen.

Ich denke zurück an lange Diskussionsabende in der Stadtschänke. Zur damaligen Zeit die Szenenkneipe schlechthin für eine bunte Mischung aus Lebenshungrigen, Ausstiegswilligen, Frustrierten, Suchenden oder einfach auch Gelangweilten. Eines war uns absolut klar: unser Leben sollte anders verlaufen, als es uns in dieser bürgerlichen Gesellschaft vorgelebt wurde. Der Muff, den wir hinter der verlogenen Fassade eines scheinbar wohlgeordneten Lebens zu spüren glaubten, war uns unerträglich. Wir wollten eine neue, selbstbestimmte, lebensfrohe Zukunftsvision, in der wir uns selbst wieder finden konnten. Und das hieß für uns auch, zumindest in Teilbereichen, autonom zu sein und unter gegenseitiger Achtung und Anerkennung ohne hierarchische Strukturen gemeinschaftlich zu leben.

Mein Architekturstudium neigte sich bedrohlich dem Ende entgegen, doch eine erstrebenswerte Zukunftsperspektive konnte ich nicht erkennen. Für mich erschien alles Lebendige erstickt unter einem Haufen von Normen und Vorschriften. Die Kreativität verkommen als Erscheinung eines Zeitgeistes, der modischem  Schnickschnack den Vorzug gibt. Kommunikation auf einer belanglosen Blabla  Ebene ........zum Haare raufen !!!!!!!!!!! Das konnte es nicht sein. Dafür erschien mir unser kurzes Leben zu kostbar.

Warum nicht eine Wohngemeinschaft auf dem Lande? Wäre das nicht eine lebenswerte Alternative ohne Flucht vor der Wirklichkeit? Begeistert begannen wir zu viert unsere Vorstellungen zusammen zu tragen und machten uns auf die Suche. Wir konnten es kaum fassen. Unser Traum schien Wirklichkeit zu werden. Nach langen Verhandlungen mit den Eigentümern, die unser Anliegen mit gemischten Gefühlen betrachteten, konnten wir endlich einziehen. Denn wer wollte schon in einem heruntergekommenen Gebäude ohne zeitgemäßen Komfort leben?. Das konnten doch nur Spinner sein! Natürlich waren wir auch eine Sensation für die Einwohner des naheliegenden Dorfes. Eine Art Kommune, hier  in dieser beschaulichen Welt, unvorstellbar! Der Argwohn war unverkennbar, doch für uns war es eine Herausforderung unser ernsthaftes und ehrgeiziges Anliegen unter Beweis zu stellen.

Wichtigste Aufgabe war es zuerst einmal das Haus auf Vordermann zu bringen. Die alten Dielenböden und Holzfüllungstüren mit ihren wunderschönen gusseisernen Jugendstilgriffen erstrahlten bald in neuem Glanz. Wir tapezierten und strichen Wände und Decken bis in die Nächte hinein und gewannen so bald das Vertrauen des früheren Besitzers.

 Er führte uns auch in das Geheimnis der Wasserversorgung ein, denn erst einmal kam nicht ein Tropfen aus den Hähnen. Eine eigene Quelle auf der gegenüberliegenden Talseite versorgte das Haus über eine hundertjährige  Stahlgussleitung, die auch das Flussbett der Itz kreuzte.  Er half uns bei der Auffindung der Bruchstelle mitten im Wald und der  Reparatur, was sich als gar nicht so einfach herausstellte. Es erfüllte mich mit Stolz, als das Wasser wieder aus den Hähnen lief und schien mir Teil unseres angestrebten autonomen Lebensstils zu sein.

 Was noch fehlte war eine gemeinschaftliche Küche, die wir auf einfachste Weise in der oberen Diele  einrichteten: Quer in den Raum hinein eine Edelstahlspüle, auf der sich später gewöhnlich das Essgeschirr stapelte. Aber das ist eine andere Geschichte.....Davor ein großer Ausziehtisch, unser Hauptbegegnungspunkt. Hier entspann sich unser gemeinschaftliches Leben. Wir kochten zusammen, führten eine gemeinsame Haushaltskasse und abwechselnd wurde eingekauft. Das funktionierte gar nicht mal so schlecht und erfüllte mich erst einmal mit Zufriedenheit.

Mit viel Elan wurde auch der Gemüsegarten wieder zum Leben erweckt. Wir errichteten ein Gewächshaus aus alten Fenster, in dem neben Tomaten und Gurken auch exotische Pflanzen sprossen.....

Auch freilaufende Hühner gehörten zu unserem Leben und es war schon ein besonderes Gefühl, eigene Bio-Eier im Hühnerstall einzusammeln und genussvoll zu verspeisen. Leider vergaßen wir öfters, abends den Stall zu verschließen, wofür sich die Marder bedankten.

Da wir wenig von der um uns herum weit verbreiteten Rasenmäherkultur hielten, schafften wir im Sommer Schafe an, die unsere Grashalme kurz hielten. Wir liehen sie von einem Bauern aus nach dem Motto: "rent-a-schaf", das  ja heutzutage jeder kennt. Unsere leider etwas behelfsmäßige Koppel bot dem Freiheitsdrang unserer Weidetiere jedoch nur bedingt Einhalt, was bisweilen zu wilden Schafjagden führte.

Aber was wäre das alles ohne Feste gewesen...

Gitarrenabende am Lagerfeuer mit verklärten Gefühlen, Terrassengemütlichkeit bei Kerzenschein mit Rock und Pop aus der LP Plattensammlung. Fetzige Tanzpartys im riesigen Hof; einmal auch eine sommerheiße, Wasserschlacht mit schlauchbewaffneten Nackedeis beiderlei Geschlechts. Natürlich auch viele gute Gespräche mit Freunden und Bekannten, Waldwanderungen und sonntägliche Besuche in den umliegenden Wirtshäusern, wo man uns als Exoten bestaunte.

Es gäbe noch unendlich viel zu erzählen, doch werden Sie vielleicht fragen, was unter dem Strich herausgekommen ist. Ja, meine anfänglichen Träume wurden sehr schnell über den Haufen geworfen. Sie scheiterten an den Widrigkeiten des Alltages, aber auch an dem Phlegma, das sich nach kurzer Zeit breit machte. Nichts desto weniger war es für mich eine menschlich äußerst interessante und wichtige Erfahrung. Ich habe gelernt mit sehr verschiedenen Menschen und ihren Eigenheiten umzugehen, nicht nur immer mich selbst an die erste Stelle zu setzen, Toleranz zu üben, offen zu sein für andere Lebenseinstellungen und trotzdem mir selbst treu zu bleiben.